JANUAR
Angefangen hat alles im Januar, sagte das Jahr 2023. Die Kriege dieses Planeten sorgen für unzählige Lost-Places, die aber nicht für die Fotografie im klassischen Sinne geeignet sind. Dennoch dokumentieren Kameras das Weltgeschehen. Umso wichtiger ist es, dass es so etwas wie „die belanglose Fotografie“ gibt – so etwas wie hier. Viel Spaß und alles Gute für 2023 – wünscht der Spanienjeck. Hier existiert eine neue Länderseite zu Andalusien – der erste Beitrag zu Spanien überhaupt.
Neuwied im Januar, Sonne satt. In einer Kristall Sauna wird von verwirrten, übereifrigen Männern der Rasen gemäht – wer hat in der Sauna eine Kamera zur Hand? DAS Foto fehlt mal wieder, schade! Beschauliche Stunden im frühlingshaften Ourtal waren der Anfang; klar, den Dewenpäz musste man erst einmal überleben – und dann streut der Januar immer wieder Schnee unter das Volk . . . Das instabile Wolkenspiel der Kaltluft ist spannend, wenn es sich mit den künstlichen Wolken der Industrie bei Niederkassel vermischt.
FEBRUAR
Wilfried Schmickler hat einmal vorgetragen, dass Weihnachten ohne Familie durchaus ginge, aber Rosenmontag – ohne Rosenmontagszug – das ginge gar nicht. Nun, jeder Jeck ist anders. So auch der Fotograf, der dreist mit einem Objektiv an den Zugweg trat: 200-800mm Telezoom (KB-äquivalent des MFT-Objektivs). ja, ist der denn Jeck – da sin se doch all zu no draan!
Na, sagen wir mal so: man fokussiert sich auf Einzelmotive im mittleren Bereich; gerade nah genug um mit dem dicken Rohr Aufmerksamkeit zu erzeugen – der Jeck lacht in die Kamera und denkt: morgen in der Zeitung . . . denkste. Bei Regenwetter und 1/2000 Belichtungszeit erleidet man das quälende Rauschen der Pixel. Bei Sonnenschein jedoch klappt das wunderbar – Schnappschüsse, die man vom Seitenrand mit einer kleinen Brennweite nicht realisieren kann.
März
Ist die Landschaft noch da? TZ 101 wird es zeigen auf ersten Rad- und Wandertouren. Die Mosel zeigt sich wie immer von ihrer verschlafenen Zeit – lange vor Ostern. Denn Ostern füllen sich die Campingplätze und die Ruhe des Fotografen ist dahin.
Ein ganzes Tal und 2 km Distanz liegen zwischen der Drachenburg und dem Petersberg. 800 mm Brennweite (1 kg. Wandergepäck extra).
Das Motorrad mit dem außerirdischen Kennzeichen prüft die Straßenverhältnisse – Eis auf den Weihern, Schneereste im Westerwald – und dann noch der Mist dazu . . .
Moselradwege und -straßen sind leer (hier zwischen Cochem und Beilstein). Lichtverhältnisse optimal – auch zur Mittagstunde.
Der Schneppenhof beherbergt eine riesige Magnolie – kontrastreich vor den schwarzen Schauerwolken.
April
Sizilien sollte den Kameras neues Futter liefern (Panasonic Lumix G9 und FZ 1000). Viel zu kalt für die Jahreszeit präsentiert sich das Land in einer von Regenschauern rein gewaschenen Luft. Viel besser als 26 Grad und Saharasand, der den Zustand von Material und Mensch beeinflusst.
Der April zeigt sich noch von der kahlen Seite – auch wenn die Sonne schon kurze Schatten produziert. Am Rhein findet man immer Motive und Perspektiven.
Sizilien ist sehr kontrastreich und farbenfroh. Fast ohne Touristen zeigt sich der Westteil von der entspanntesten Seite, die man in Italien kaum erwartet. Die Kathedrale von Palermo ist perspektivisch korrigiert – da hier das PanaLeica 8-18mm (=16-36mm KB) zum Einsatz kam. Da warten bereits KI-Tools darauf, diese Arbeit besser zu machen . . . realer. Und das (Silkypix-)Rauschen (zum Detailerhalt) ist eine KI-Spezialität, die heute noch teuer bezahlt werden muss. Ohne KI eine (fast) unlösbare Aufgabe im Bereich kleinerer Sensorformate.
Mai
Französische und deutsche Mittelgebirge – die Grenzen verschoben sich immer wieder, die tollen Landschafen blieben dieselben. Das Stativ konnte man im sehr windigen und kühlen Mai getrost zuhause lassen. Weiterhin gegen Ende des Monats, als dann endlich wieder Kaiserwetter herrschte. Fotos ab rollendem Rad oder ab Wandertasche werden ohnehin ohne Stativ gemacht. Kompromisse.
An dem Saarpolygon könnte man sich abarbeiten – ändert sich die Perspektive bei der Umrundung und Besteigung doch dauernd. In der Eifel ist der Sonntag noch entspannt wie früher: Mopedausfahrt leger durchs Dorf. Die TZ 101 wurde dafür herumgerissen, Auslöser drücken – Foto fertig. Bildausschnitt und Qualität egal – man hat das Foto. Und die Jugend ist auf dem Land noch sehr aufmerksam.
Das französiche Ruhrgebiet (Saar / Völklingen) bietet Industriedenkmäler an: für die Mittagsonne im Mai nicht optimal. Der Saarradweg und die Kanäle Richtung Strasbourg führen einen durch eine stehengebliebene Zeit.
Der Feldhase ist 3x (in Worten: dreimal) auf die Kamera zugelaufen und wieder zurück. Er wollte nicht glauben, dass sein Rundweg von einem Fotografen mit Rennrad blockiert war. Der spektakuläre U-Boot-Transport zog die Massen an. Mit 800 mm Brennweite konnte man bereits 10 km rheinabwärts dabei sein – allerdings im Dunst der Abgase zahlreicher Schiffe.
Juni
Der Juni war der Sommer und unterbrach seine Sendung bis September. Schnell noch ein paar Touren nach Thüringen und Hessen. Auch auf dem Motorrad fehlen Großkamera und Stativ.
Eine Indoor-Sportveranstaltung (in Hamm mit Ex-Weltmeister Ronny O´Sullivan) brachte trotz einer Raumtemperatur von über 35 Grad gute Ergebnisse: Mit dem Reisezoom 14-140 mm (28-280mm KBÄ) an der G9 wurden Fotograf und Sensor gegrillt. Als Stativ genügt der Oberschenkel und die zusätzliche Fixierung am Klappmonitor. Mit 1/80 sec. für den Stabi keine echte Herausforderung – aber für das Farbmanagement: Roter Teppichboden reflektiert das Scheinwerferlicht. Man muss den Profis nicht zurufen „jetzt bitte nicht bewegen“ – das machen die vor jedem Stoß sowieso nicht . . .
Die noch neue Straßenbrücke über den Dortmund-Emskanal im Kanalkreuz Datteln ist eine leuchtende Landmarke.
Andere Zeiten in der Gastronomie – sollte nicht der Kellner nett sein?
Per Rad am Rhein entdeckt man eine Sonnenuntergang-Lücke zwischen Posttower und Plittersdorfer Kirche. Also einige Tage später mit Gerät bewaffnet dorthin gefahren und abgedrückt.
Radfahrer absteigen. Die Situation ist völlig klar bar jeder Diskussion. Allein der Schalk sitzt einem im Nacken – und Klick.
Das Weserbergland bot diesen Bildausschnitt, bei dem man das Motorrad rechts anhält. Warum ist das so?
Juli
Regen oder Juli – wo ist da der Unterschied in 2023? Ganz einfach – im Juli kann man Glück haben und die Sonne scheint. Im Regen scheint die Sonne nicht, logisch? Falsch, natürlich regnet es wie aus Eimern, wenn man an der Nordsee einen Sonnentuntergang fotografiert. Geht nicht? Geht. Der Schauer zieht zwischen Fotograf und Sonne – und da ist jede Menge Platz.
Den kleinen Abendausflug für den Regenuntergang beendeten Fotograf und Kamera klatschnass. Spritzwasserschutz für Gehäuse und Objektiv sind gut investiertes Geld – irgendwann erwischt es jeden. Ein Unterstand findet sich zuweilen – nicht.
Die Deuzer Drehbrücke steht der Radrunde Bonn-Köln-Bonn nicht mehr im Weg. Sie überquert den „Aurora“-Hafen in Deutz und war nach vielen Jahren der Instandsetzung ein Foto wert.
Crops aus einem Video zeigen in Ruhe die unfassbare Lichtstärke eines nächtlichen Blitzes.
Scheint endlich die Sonne, sitzt man dummerweise in einem Café und kauft Motive für die Kamera.
August
Bilder vom Strandurlaub sind inflationär und wenig aufregend. Die größte Technoparty der Welt hingegen regt richtig auf. Ängstlich wird man mit der kleinen TZ 101 nicht, denn die Rempler und Wasserspritzer hält sie aus. Nachts bindet der 1-Zoll-Sensor noch genügend Licht für scharfe Fotos aus der Hand (ab Geländer, Bank . . . ). Bloß was ist mit den über 100 dB(A), die von der Box her direkt ins Gehäuse schmettern? Unschärfe durch Körperschall und Eigenschwingung? Garantiert! Aufregend!
Das Feuerwerk zwischen den Laserstrahlen beherrscht der AF der kleinen TZ 101 souverän. Nix pumpen – Abschuss!
Dann gibt es so kleine Tiere, dass sie in die Ritze zwischen zwei Gehwegplatten passen. Wie kommt man da mit der Kamera hinein?
Da gibt es Adapter, die es erlauben ein Objektiv mit dem Filtergewinde an das Kameragehäuse zu schrauben – ein Supermakro.
September
Ob das Jahr nachher als regenreichstes Jahr seit 150 Jahren ausgewiesen wird ist egal – Norwegen nennt man auch gern Norregen. Der Fotograf nimmt die Herausforderung an und verzichtet tagsüber auf das Stativ – die Fähre wackelt, das Auto wackelt, der Zug . . . einfach alles. Und das bei gefühlt Dunkelheit. Sichtbeeinträchtigung durch Regen und Nebel „en plus“.
Ablenkung gibt es u.a. durch die Art des norwegischen Massentourismus, die so abstoßend wie fotogen erscheint.
Oktober
Ruhig Blut im Oktober: mit 25 Grad begonnen, sollte die x-te Regenzeit im letzten Drittel vorherrschen. Ein paar Impressionen aus der Region läuten noch nicht die goldene Zeit ein. Goldener Oktober war früher – heute ist er im Rheinland schon fast komplett grün. Da ist der Fotograf etwas faul und übt sich in Laborarbeit . . .
Belgien (Wallonien) ist ein Paradies für ausgedehnte Touren längs der Flüsse. Hier könnte man einen sonnigen Herbstmonat (Dezember?) mit Nachtfrösten verbringen – genug Futter für den Sensor.
Das Drachenfelsplateau ist selten leer bei Sonne: Windstärke 8, Böen 10 machten den Ausflug mehr als abenteuerlich. Die rauhe Rheinoberfläche verrät es. Während der Wald ringsherum knackt, stürzen Bäume im Sonnenschein. Die Dinge ändern sich.
November
Es gab ihn im November: der eine Tag mit viel Sonne. Und dann noch ein Nachmittag dazu. Belohnt wird die Wartezeit mit viel orange und blutrot. Die Abendsonne verstärkt das Laubleuchten – und über Wuppertal zwängt sich ein rotes Leuchten über den Berg. Die letzte Lichtreflektion, die man vom zugigen Gasometer in Oberbarmen einfangen konnte – Timing gut, Ausbeute – naja.
Die Farben scheinen zu kräftig – aber so sieht es die Kamera. Die Finger fassen den Sättigungshebel nicht an, das war die Natur selbst. Der Rauch der kanadischen Brandstifter-Feuer ist längst aus dem Himmel gewaschen, die Flüsse steigen überall. Und zum Schluss möchte man politisch sagen: kauft nicht beim Israeli, kauft beim Türken. Preiswert und gut. Aber beide Länder bombardieren ihre Nachbarn. Nicht gut.
Dezember
Schnee soll es geben, wie letztes Jahr. Schon kommt der Bayer ins schleudern – einen halber Meter – will niemand in der City haben. Schnee ohne Sonne will auch niemend haben – aber man muss es nehmen wie es kommt. Dann lieber das liebe Vieh in der Sonne – mit dem 100-400 Panaleica schiebt man sich die Region so zusammen, dass es passt.
Die Natur hat in einem Tiefdruck-Dreier ein bekanntes Gemälde kreiert: Der Schrei von Edvard Munch (Norwegen). Na, das passt ja.
Und nächstes Jahr kommt die KI und macht meine Fotos.
Im Leben nicht! Guten Rutsch!